| Gastbeitrag

Alarm am Wettbewerbsmarkt: Warum die Teilnahme im Corona-Jahr zurückging

Alarm am Wettbewerbsmarkt: Noch nie seit Erscheinen der Ausschreibungsstatistik von competitionline war die Zahl der Wettbewerbe so niedrig. Die Entwicklungen beschreibt Chefredakteur Nicolai Blank in diesem Gastbeitrag.

Das Geld ist da, der Handlungsdruck ist da, die Zahl der Ausschreibungen von Planungsleistung wächst trotz Corona. Und trotzdem: Für wettbewerbsorientierte Büros brachte das Pandemie-Jahr einen herben Einschnitt. Mit 392 Wettbewerben in 2020 gegenüber 474 im Vorjahr sank ihre Zahl um 17 Prozent. Ihr Anteil bei den architekturrelevanten Ausschreibungen fiel auf 8,75 Prozent. Erstmals seit Erscheinen des Monitors bewegt er sich im einstelligen Bereich. Zum Vergleich: 2013 betrug der Anteil noch 28 Prozent. 

Auch die Zahl der offenen Wettbewerbe war 2020 rückläufig und fällt mit nur 32 Ausschreibungen auf den tiefsten Stand seit Erscheinen der competitionline-Jahresstatistik. Damit werden die Möglichkeiten für junge und kleine Büros geringer, einen Fuß in die Tür des Ausschreibungsmarkts zu bekommen. Kletterte die Zahl der offenen Wettbewerbe 2017 und 2018 noch auf über 50, fiel sie bereits 2019 mit 38 auf das Niveau der Jahre 2011 bis 2016 zurück.

Die Wettbewerbsbilanz 2020 ist umso besorgniserregender, als die Zahl der Ausschreibungen im ersten Corona-Jahr stark zugelegt hat. Mit acht Prozent fiel ihr Wachstum zwar geringer aus als 2019, doch waren es 2020 immerhin noch fast vier Ausschreibungen mehr pro Werktag als im Vorjahr. Die Auftragsbücher der Planungsbüros sind prall gefüllt und der Recruitingmarkt hat seit Herbst 2020 stark an Dynamik gewonnen. Gestaltete sich der Berufsstart im zweiten und dritten Quartal des Vorjahres schwierig, müssen sich Planungsbüros wieder auf die Ziele und Werte der jungen Architekt*innengenerationen einstellen, wenn sie vielversprechende Nachwuchskräfte für sich gewinnen möchten.

Die Frage drängt sich auf: Liegt der Rückgang von minus 17 Prozent bei den Wettbewerben an Corona? Nein, nicht nur, meint Liza Heilmeyer von Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten. Die Vorsitzende des BDA Baden-Württemberg führt den Negativtrend auch darauf zurück, dass viele Kommunen mit der Durchführung von Wettbewerben überfordert sind und deswegen auf schlankere und vermeintlich schnellere Verfahren zurückgreifen. Dabei werde übersehen, dass die für einen Wettbewerb erforderliche Grundlagenermittlung, die Festlegung der Planungsgrundlagen und die Variantenbildung in der Folge nachgeholt werden müssen.

Text: Nikolai Blank / competitionline

Lesen Sie den kompletten competitionline Monitor 2021 hier.

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