6. Ettersburger Gespräch: Unternehmerischer Sachverstand eröffnet neue Chancen für die Baukultur

Gutes Planen und Bauen ist ein zunehmend wichtiger Erfolgsfaktor für Immobilienunternehmen und die Bauwirtschaft. Mit dem 6. Ettersburger Gespräch, dem Forum für Entscheider aus Politik, Gesellschaft, Bau-, Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, werteten die Bundesstiftung Baukultur und ihre Partner am 18. und 19. September 2014 auf Schloss Ettersburg bei Weimar beispielhafte Projekte und Handlungskonzepte aus, die Zukunftsperspektiven für die Baubranche schaffen.


Unter dem Motto „Abriss – (Umbau) – Neubau. Politik und Bilanz im Widerspruch?“ diskutierten Experten aus der Bau- und Immobilienwirtschaft mit der Bundesstiftung Baukultur auf Schloss Ettersburg aktuelle Herausforderungen und Zukunftsthemen der Baubranche. Das häufig reflexhaft von Bau- und Immobilienexperten geäußerte Urteil zum Umgang mit Bestandsgebäuden auf Baufeldern: „Abriss – Neubau“ übersieht nicht nur Fragen von räumlicher Identität und Charakter, sondern auch den Nutzen der in Bestandsgebäuden gebundenen „grauen Energie“. „Wir glauben an ganzheitliche Konzepte für die Erneuerung und Weiterentwicklung der Infrastruktur, der Bestände im Wohn- und Gewerbebau sowie für den notwendigen Neubau – in den Städten als auch im peripheren Raum“, sagte Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. „Schon heute gehen 75 Prozent des Bauvolumens in den Bestandsumbau. Nach Untersuchungen des Deutschen Instituts für Urbanistik betrug 2012 allein der Investitionsrückstau bei öffentlichen Gebäuden und Infrastruktur 128 Mrd. Euro. Hier meldet sich die Baukultur zu Wort, damit Umbauten auch zu Verbesserungen der Lebensräume beitragen“, ergänzte Nagel.


Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und Vorsitzender des Stiftungsrats, eröffnete das Ettersburger Gespräch am Donnerstag mit Blick auf die nachhaltige Stadtentwicklung: „Verantwortliches Handeln von Politik und Gesellschaft sollte gezielt gefördert werden. Umbau, Neubau und sinnvoller Abriss sind komplexe Aufgaben, bei denen Lebenszyklusbetrachtungen und ein konstruktives Zusammenspiel der Akteure im Vordergrund stehen sollten. Die Stiftung und ihren Förderverein wollen wir beim Zusammenbringen der Akteure weiter unterstützen“, so Adler weiter.


Neben bewährter handwerklicher Sorgfalt müssen auch Innovation und Experiment beim Bauen gefördert werden, weil sie eine Investition in die Zukunft darstellen. Was Baukultur dazu leisten muss und kann, stellte Reiner Nagel mit Bezug zum demnächst vorliegenden Baukulturbericht 2014/15 eindrücklich vor. Umfragen und Fakten zeigen, dass Qualität und Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch sein müssen und sich eine gute Baukultur langfristig rechnet.


Die Referenten der Projekte aus Hamburg, Köln, Stuttgart und Rotterdam zogen Bilanz ihrer Erfahrungen und beantworteten die Frage, wie insbesondere der Umbau oder der Neubau nach Abriss baukulturelle Qualitäten herausbilden. Ob und in welchen Fällen eine Modernisierung, intelligente Sanierung, kreativer Weiterbau bestehender Bausubstanz, ergänzender Neubau oder Ersatzneubau vorzuziehen sind, muss sorgfältig abgewogen werden. „Eine Universallösung gibt es nicht, aber es gibt orts- und objektspezifisch richtige Lösungen. Die haben die Projektbeteiligten hier jeweils gefunden und es ist wichtig, diese positiven Beispiele breit zu kommunizieren. Nachahmung ist erwünscht“, sagte Nagel abschließend.
 

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