BAUKULTUR_IM_DIALOG in Berlin: Baukultur im Klimawandel

Vorstandsvorsitzender Michael Braum: In der Klimaschutzdebatte brauchen wir den politischen und gestalterischen Willen für baukulturell ganzheitliche Lösungen

Die Bundesstiftung Baukultur lädt am 9. Mai 2011 von 19 bis 21 Uhr in das Deutsche Architektur Zentrum in Berlin (Köpenicker Str. 48/49, 10179 Berlin-Mitte) zu einem öffentlichen Gespräch mit Bauherren, Planenden und der Immobilienwirtschaft über „Baukultur im Klimawandel“ ein. 


Die Bundesregierung setzt sich zum Ziel, mit ihrem Energiekonzept den Gebäudebestand in Deutschland bis zum Jahr 2050 soweit zu modernisieren, dass der Gebäudesektor klimaneutral wird. Für Sanierungen wird langfristig eine 80-prozentige Minderung des Primärenergieverbrauchs angestrebt. Die geforderten energetischen Eigenschaften lassen sich vermutlich nur erreichen, indem mit Außendämmung, Solarpaneelen oder Windkraftanlagen massiv in das baukulturelle Erscheinungsbild unserer Umgebung eingegriffen wird. Schon ist in der Fachwelt von einer drohenden „dritten Welle der Zerstörung“ unserer Städte und Landschaften die Rede.


Die Bundesstiftung Baukultur nimmt dies zum Anlass, mit Michael Braum (Bundesstiftung Baukultur), Christoph Mäckler (Prof. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt), Boris Palmer (Oberbürgermeister der Stadt Tübingen), Kathrin Möller (GAG Immobilien AG, Köln) und Matthias Schuler (Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart) verschiedene Positionen über Perspektiven des Bauens in Zeiten des Klimawandels in der Diskussion zusammenzubringen. Das Gespräch wird moderiert von Dieter Bartetzko (Frankfurter Allgemeine Zeitung).


"Wir brauchen den politischen und gestalterischen Willen für baukulturell ganzheitliche Lösungen, damit in der Debatte um die viel beschworene Nachhaltigkeit im Zuge der Optimierung einzelner Systeme die Baukultur selbst nicht auf der Strecke bleibt“, fordert Michael Braum.


Auf dem Weg zu einem klimafreundlichen, aber auch gestalterisch überzeugendem Stadt- und Landschaftsbild gelte es, eine quartiersbezogene Betrachtungsweise zu entwickeln statt nur eine Zertifizierung von Einzelgebäuden zu verfolgen. In der Debatte um städtische Klimaschutzpolitik sollte es in Politik und Planung darum gehen, eine dichte und funktionsgemischte Stadt gegenüber anderen Energie verschwendenden Siedlungsarten zu fördern.


„Wir müssen unsere alltäglichen Wege verkürzen, indem Arbeiten, Einkaufen und Wohnen wieder enger zusammenrücken. Unsere Städte und Orte sollten zu Städten der kurzen Wege werden, in denen es sich nicht mehr lohnt, für den Einkauf ins Auto zu steigen“, betont Boris Palmer, der als Oberbürgermeister der Stadt Tübingen mit der Kampagne „Tübingen macht blau“ Maßstäbe in der städtischen Klimaschutzpolitik setzt.


Bei der Beurteilung energieeffizienten Bauens sollte es außerdem zukünftig wichtiger werden, auch die Lebensdauer und den Lebenszyklus von Gebäuden zu berücksichtigen.


„Wir müssen nachhaltig bauen statt schell zu verpacken“, unterstreicht Christoph Mäckler, der sein Frankfurter Architekturbüro in diesem Sinne führt und das Deutsche Institut für Stadtbaukunst an der TU Dortmund leitet. „Die Reduktion der notwendigen Energieeinsparungsmaßnahmen auf Wärmedämmverpackungen und solitäre Energiehäuser schafft uns die Umweltprobleme von morgen. Dies muss bei der Energiedebatte berücksichtigt werden.“


„Wir brauchen differenzierte Richtlinien für den Bestand nach Lage, Alter und baukulturellem Wert“, fasst es die Architektin Kathrin Möller zusammen, der im Vorstand der GAG Immobilien AG, Köln der Geschäftsbereich Bauen obliegt.
Mit den ausgewählten Experten aus Politik, Planung und Immobilienwirtschaft will die Bundesstiftung mit dem Publikum konkret zu folgenden Fragestellungen diskutieren:

  • Wie wirken sich die derzeit praktizierten Maßnahmen auf das Bild unserer Städte und Landschaftsräume aus?
  • Haben wir die richtigen Richtlinien und Förderprogramme oder wie sollten diese korrigiert werden?
  • Wie lässt sich die notwendige Klimaschutzpolitik mit einer auch baukulturell nachhaltigen Entwicklung unserer Städte vereinbaren?

Mit diesen zentralen Aspekten befassen sich die Bundesstiftung Baukultur und ihr Förderverein auch bei dem Central European Project “EnSURE”. Hier setzen sich 13 Partner aus Zentraleuropa für eine ganzheitliche Betrachtung und eine integrierte, nachhaltige Entwicklung von Stadtquartieren ein und leiten Handlungsempfehlungen ab. Der Förderverein Bundesstiftung Baukultur e.V. erstellt projektbegleitend bis 2013 eine Broschüre zum Thema "Baukultur und Klimaschutz".
 

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