Brücken mit Ortsbezug planen – Bundesstiftung Baukultur plädiert für die Reaktivierung des Brückenbeirates der Deutschen Bahn

Brückenbaupreis 2016 © Torsten George
Das Preisträgerteam des Donaustegs Deggendorf mit Hubert Busler (4. v.r.), Bundesingenieurkammerpräsident Hans-Ullrich Kammeyer (ganz links), BMVI-Staatssekretär Rainer Bomba (5. v.r.), dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesstiftung Baukultur Reiner Nagel (2. v.r.) und VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius (ganz rechts)

Am 14. März 2016 ist in Dresden der Deutsche Brückenbaupreis 2016 verliehen worden. Die Veranstaltung zählt mit rund 1.300 Gästen zu den bestbesuchten im Ingenieurbereich. In seiner Festrede plädierte Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, dafür, den ehemaligen Brückenbeirat der Deutschen Bahn zu reaktivieren. Die Kompetenz und Leistungsbereitschaft von Ingenieuren sei ein Schlüssel für die Qualität von Baukultur. Nagel lud Bauingenieure dazu ein, sich noch aktiver in die Diskussion um Baukultur einzubringen und Brücken nach dem Vorbild der nominierten Projekte stärker ortsbezogen zu gestalten.

Am 14. März 2016 wurde im Auditorium Maximum der Technischen Universität in Dresden die Preisverleihung des Deutschen Brückenbeirates 2016 feierlich begangen. Die Bundesingenieurkammer und der Verband Beratender Ingenieure VBI vergaben in diesem Jahr zum sechsten Mal den Deutschen Brückenbaupreis in zwei Kategorien. Ausgezeichnet in der Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ wurde mit der Kochertalbrücke bei Geislingen erstmals eine Brückensanierung (Ralf Bothner, Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner, Stuttgart). In der Kategorie „Fuß- und Radwegbrücken“ erhielt die Donaubrücke bei Deggendorf den Deutschen Brückenbaupreis (Hubert Busler, Mayr Ludescher Partner, München).

Innerhalb des Bauvolumens in Deutschland ist der öffentliche Bau mit mehr als 40 Mrd. Euro im Jahr eine der größten Investitionsausgaben des Bundes. Mehr als die Hälfte hiervon gehen in den öffentlichen Tiefbau und hiervon wiederum mehr als die Hälfte in den Brückenbau. Dennoch liegt der Investitionsrückstau der Infrastruktur in Deutschland nach Angaben der KfW bei mehr als 130 Mrd. Euro (KfW-Kommunalpanel 2015) – der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie geht von mehr als 10.000 zu ersetzenden kommunalen Straßenbrücken in Deutschland bis 2030 aus (Mitteilung vom 30.9.2013).

Reiner Nagel, Vorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, unterstrich in seiner Festrede: „Aktuell ist der Brückenbau eine Herausforderung ersten Ranges und zwar bei Neubau wie in der Sanierung. Und deshalb ist es auch ein wichtiges Signal, dass mit der Rendsburger Eisenbahnhochbrücke und der Kochertalbrücke bei Geislingen gleich zwei Sanierungen nominiert wurden.“

In seiner Rede würdigte Reiner Nagel die Preisträger und Nominierten und deren Innovationskraft: „Bei den zu lösenden Aufgaben sind Innovationen erforderlich. Innovationen brauchen aber auch mutige Bauherren.“ In diesem Zusammenhang plädierte Reiner Nagel an die Deutsche Bahn, den Brückenbeirat zu reaktivieren, welcher von 2007 bis 2011 mit einer namhaften Jury zu insgesamt 28 Projekten beraten hat mit dem Ziel, die gestalterische Qualität von Eisenbahnbrücken sowie deren behutsame Integration in den jeweiligen Ort zu verbessern. In diesem Rahmen entstand der Leitfaden „Gestalten von Eisenbahnbrücken“ – international in viele Sprachen übersetzt, wurde er z.B. in Japan erfolgreich für die Planung herangezogen, in Deutschland aber nie eingeführt. Dabei gebe es, laut Reiner Nagel, eine Verpflichtung des öffentlichen Bauherren und der Ingenieure zur kontextuellen Gestaltung auch von Ingenieurbauwerken.

Die Bundesstiftung Baukultur legt seit ihrer Gründung 2006 Wert darauf, dass Planen und Bauen deutschlandweit weiter zu verbessern, international vermarktet und die Debatte um die Qualität der gebauten Umwelt Disziplinen übergreifend geführt wird. Reiner Nagel betonte: „Baukultur ist ohne Bauingenieure undenkbar. Bauingenieure müssen und können sich aber noch aktiver in die Diskussion um Baukultur einbringen.“

Der nächste öffentliche Konvent der Baukultur 2016, der vom 3. bis 5. November in Potsdam stattfindet, wird einen Anlass für eine transdisziplinäre Diskussion um die Qualität „Gebauter Lebensräume in Stadt und Land“ geben. Diesem Thema widmet sich auch der nächste Baukulturbericht 2016/17, der in diesem Jahr erscheint.

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