Eigenheim-Niveau im Mietshaus – neue Standards gefordert

Mit „wie weiter wohnen? Baukultur im Klimawandel“ debattiert die Bundesstiftung Baukultur am 22. Oktober in Berlin neue Standards für 
den Wohnungsbau.


Im Spagat zwischen Energieeffizienz und Sozialverträglichkeit ist im Wohnungsbau einiges aus dem Gleichgewicht geraten. „Wir fordern ein baukulturelles Eigenheim-Niveau für Mietwohnungen: mehr Freiräume, flexiblere Grundrisse und eine Antwort auf die demografischen und sozialen Herausforderungen“, sagt Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. Er wünsche sich mehr Mut zu neuen Projekten: „Ja, der Bestandserhalt ist wichtig. Dennoch müssen wir im Einzelfall prüfen, ob energetische Sanierungen der richtige Weg sind, um Gebäude oder ganze Siedlungen zukunftsfähig zu machen.“


Mit „ wie weiter wohnen? Baukultur im Klimawandel“ am 22. Oktober in Berlin diskutiert die Bundesstiftung aktuelle Herausforderungen im Wohnungsbau und spiegelt diese an denen der Vergangenheit mit einer baukulTOUR durch das Berliner Hansaviertel. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Netzwerkinitiative wie weiter wohnen statt. Partner sind der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. und der Förderverein Bundesstiftung Baukultur e.V. (www.wieweiterwohnen.de).


Auf die Suche nach Beispielen, die vor über fünfzig Jahren Maßstäbe für den Wohnungsbau gesetzt haben, begibt sich Thomas M. Krüger von Ticket B, Berlin, mit einer baukulTOUR durchs Hansaviertel ab 15 Uhr. Sie führt entlang von zwölf Stationen vom Gropiusbau bis zum Hochhaus von Bakema und Van-den-Broek. Anwohner werden befragt, Zeitzeugen gehört. Den Höhepunkt stellt die Besichtigung einer Wohnung im Aalto-Haus dar.


Welche Maßstäbe für den Wohnungsbau von heute gelten, dieser Frage widmet sich die Podiumsdiskussion ab 18 Uhr in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10. Es eröffnen Michael Braum sowie Sabine Djahanschah, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, und Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.


Einen Impuls aus dem Ausland liefert Matthias Heinz von pool Architekten, Zürich. Wie intelligentes und funktionales Bauen mit energetischen Ansprüchen einhergeht, berichtet er in seinem Vortrag „Wohnen in der 2000 Watt-Gesellschaft“. Das Beispiel, welches er vorstellt, ist das eines Wohn- und Geschäftshauses in Zürich.


Gut geschnitten, stadtnah, ökologisch – wie kann der Wohnungsbau all das leisten und dabei sozial gerecht sein? Diesen Schwerpunkt setzt Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbunds. Als mustergültig für die Berücksichtigung von Sozialverträglichkeit und Demografie gilt der Wettbewerb „Ungewöhnlich wohnen“. Auf fünf Grundstücken werden in Bremen Wohnsiedlungen der 50er und 60er Jahre verdichtet. Peter Stubbe, Vorstandsvorsitzender der Gewoba Bremen, stellt den Wettbewerb vor.


Doch der Stadtraum ist in Großstädten umkämpft. „Was, wenn nicht Mediaspree?“ Unter diesem Titel berichtet der Architekt Christian Schöningh, Die Zusammenarbeiter, Berlin, wie partizipative Baugruppen an die Stelle von Investorenprojekten treten können. Der grundsätzlichen Frage, welchen Beitrag der Wohnungsbau zum Städtebau leisten kann, widmet sich Cord Soehlke, Baubürgermeister von Tübingen, in seinem Vortrag „Baugemeinschaften als Instrumente der Stadtentwicklung“.
„Der Spagat zwischen den Anforderungen an den Wohnungsbau ist schwer zu meistern. Als Bundesstiftung ist es unser Ziel, die wichtigsten Herausforderungen zu benennen, damit Standards und vielleicht auch Ikonen entstehen – wie einst das Hansaviertel“, formuliert Michael Braum seine Erwartungen.



Bild 1: Oscar-Niemeyer-Haus im Berliner Hansaviertel | © Seier + Seier
Bild 2: Van-den-Broek/Bakema-Hochhaus im Berliner Hansaviertel | © Thomas Krueger, Ticket B

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