„Grüne Strategien für die Stadt“ – Bericht zur Baukulturwerkstatt in Berlin-Marzahn

© Stefan Gloede für die Bundesstiftung Baukultur

Am 29. und 30. September 2016 veranstaltete die Bundesstiftung Baukultur gemeinsam mit der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Berlin 2017 in Kooperation mit dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten bdla eine Baukulturwerkstatt zum Thema „Grüne Strategien für die Stadt“ in Berlin. Nach einem Vorabendempfang im Schloss Biesdorf trafen sich am Werkstatttag fachübergreifendes Publikum und Experten und diskutierten über Baukultur in grünen Räumen.

Diskutiert wurde, wie sich grüne Räume in baukultureller Qualität umsetzen lassen, wie Freiräume Funktionen des Alltags übernehmen sowie nutzbare Mehrwerte bieten und inwiefern temporäre Events zur Qualifizierung grüner Räume beitragen. 

Die bevorstehende Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung im Berliner Stadtteil Marzahn im April 2017 war der Anlass zur Zusammenarbeit mit der IGA Berlin 2017. Auch der Veranstaltungsort wurde mit Bedacht gewählt: Das Schloss Biesdorf eröffnete 2016 – von der Grün Berlin betrieben und entwickelt – als „Zentrum für Kunst und Öffentlichen Raum“ seine Pforten und konnte durch die Baukulturwerkstatt „Grüne Strategien für die Stadt“ als erste öffentliche Veranstaltung ein wichtiges Zeichen setzen.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Schwerpunktänderung von der schrumpfenden hin zur wachsenden Stadt und den damit verbundenen Veränderungen in den Strategien der Freiraumentwicklung. Welche Bedeutung schreiben wir dem Grün für unsere Städte im 21. Jahrhundert zu? Wie können die wachsenden Städte durch Grün strukturiert und qualifiziert werden? Diese Fragen wurden anhand von drei Themenschwerpunkten und dazu passenden Best-Practice-Beispielen herausgearbeitet und diskutiert.

Der erste Themenschwerpunkt handelte von temporären Events zur Qualifizierung von grünen Räumen. In seiner Keynote betonte Thies Schröder (ts|pk Redaktion) die Relevanz und die gesellschaftliche Entwicklung hin zur „Eventisierung“. Prof. Dr. Oliver Scheytt (Geschäftsführer Kulturexperten Dr. Scheytt GmbH und ehemaliger Geschäftsführer von RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas) schilderte eindrücklich, wie temporäre Festivals im Ruhrgebiet Emotion und Identität erzeugen, um ein Motor für die nachhaltige Entwicklung von Freiräumen zu sein. In ihrem Beitrag als Gastgebende beschrieben Katharina Langsch und Christoph Schmidt (Geschäftsführer der IGA Berlin 2017) die Wechselwirkung zwischen Stadt und IGA.

Der zweite Themenschwerpunkt war die Bedeutung von grüner Infrastruktur in wachsenden Städten. Hier stellte Till Rehwaldt (Rehwaldt Landschaftsarchitekten und Präsident des bdla) seine Gedanken in einer Keynote vor. Uli Hellweg (Hellweg Urban Concept und ehemaliger Geschäftsführer der IBA Hamburg) beschrieb den Prozess und seine Reflektion zur Gartenstadt des 21. Jahrhunderts. Zum Schluss stellte Landschaftsarchitektin Laura Vahl (Lavaland GmbH) den Seepark in Aspern, Wien vor, der Dank eines vielschichtigen Planungsprozesses und hervorragender Gestaltung zu einem Leuchtturmprojekt der Stadtentwicklung in Wien geworden ist.

Das dritte und letzte Thema war „Grüne Ikonen der Stadtentwicklung“, bei dem es um Stadtgrün als Tourismusfaktor mit Klaus Lohmann (Direktor der Auslandsvertretung, Deutsche Zentrale für Tourismus) ging, und das eine kritische Reflektion von ausländischen ikonischen Beispielen von Reiner Nagel (Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur) beinhaltete.

Aus den Vorträgen und darauf folgenden moderierten Werkstätten kann als Fazit Folgendes festgestellt werden: Die Requalifizierung des öffentlichen Raumes als Gegenmodell zur autogerechten Stadt ist eine sinnvolle Grundlage moderner Planungsprozesse. Ein strukturelles Dilemma ist aber, dass nicht alle wollen, dass die Stadt grüner wird: Unterschiedliche Nutzungsansprüche an Freiraum in der Stadt werden im politischen und öffentlichen Diskurs ausgetragen und müssen einer Lösung zugeführt werden.

Weitere Ergebnisse aus der Werkstatt sind:

  • Das Thema öffentlicher Raum muss qualifiziert werden.
  • Die „grünen Strategien“ können v. a. in Phase 0 (Planung) und Phase 10 (Optimierung im Betrieb/ Weiterentwicklung/ Umbau) realisiert werden.
  • Freiräume sind konditionierende Elemente für neue, aber auch umzubauende Stadtquartiere.
  • Strategien brauchen Visionen und Pläne.
  • Grüne Strategien leben von interdisziplinären Ansätzen.
  • Im (grünen) öffentlichen Raum treffen sich gebauter Raum und Sozialraum.
  • Landschafts- und Freiraumplanung können und müssen diese Synthese in Richtung guter Gestaltung schaffen. Planer und Ingenieure sollten sich hier mutiger einbringen.
  • Förderprogramme sollten weiterentwickelt werden. Dies setzt die bessere Vermittlung baukultureller Potenziale voraus.
  • Umfassender, fachübergreifender und wertschätzender Austausch zwischen allen Beteiligten ist notwendig.
  • Bessere Regularien für integrierte (statt sektorale) Planungen, die sich am Ergebnis orientieren.

Die Werkstatt war eine gemeinsame Veranstaltung der Bundesstiftung Baukultur und der IGA Berlin 2017 in Kooperation mit dem bdla Bund Deutscher Landschaftsarchitekten. Weitere Kooperationspartner waren der Bund Deutscher Architekten, der Bund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure e. V., die Bundesingenieurkammer, die SRL Vereinigung für Stadt-, Regional und Landesplanung, der VBI Verband Beratender Ingenieure sowie der VDI Verein Deutscher Ingenieure. Medienpartner waren Bauwelt, competitionline und Ernst & Sohn.

Wir danken unseren Kooperations- und Medienpartnern.

 

Eine Dokumentation und Impressionen finden Sie unter:
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Pressekontakt:
Bundesstiftung Baukultur
Anneke Holz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Schiffbauergasse 3, 14467 Potsdam
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