Netzwerktreffen Nord: Mehr Geld für bessere Schulen

Im Rahmen des Netzwerktreffens "Baustelle Bildung", eine Kooperation mit dem Forum Architektur der Stadt Wolfsburg, diskutierten am 4. April 2011 in Wolfsburg rund 50 Experten aus Schulverwaltung, Planung, Pädagogik, Kultur und Medien zu den Fragen: Wie kommt Baukultur in die Schule? Und wie kommt die Schule zur Baukultur? Die Bundesstiftung Baukultur fordert mit ihrem Netzwerk mehr schulpolitisches Engagement und mehr finanzielle Mittel, um die räumliche Qualität von Schulbauten bundesweit nach vorne zu bringen.


Nach wie vor wird das Thema Bildung zu selten als Teil der Baukultur diskutiert. Dabei sollte sich der Stellenwert der Bildung auch in der Gestaltung unserer Schulgebäude und Schulhöfe und deren Vernetzung mit dem Stadtquartier widerspiegeln. In unseren Bildungsorten herrscht jedoch, „baulicher Notstand“. Das Deutsche Institut für Urbanistik (DifU) beziffert den Investitionsbedarf allein bei den Schulen auf 73 Millliarden Euro bis 2020. Der öffentlichen Hand stehen diese Mittel gegenwärtig nicht zur Verfügung. "Wir investieren im Vergleich zu unseren Nachbarländern entsprechend den aktuellen Ergebnissen der OECD Studie deutlich weniger in unsere Bildungsorte", belegte Barbara Pampe von der Technischen Universität Stuttgart in ihrem Vortrag.


Die Ursachen liegen aber nicht nur in der unzulänglichen Finanzierung, sondern auch in unübersichtlichen Zuständigkeiten, den engen Spielräumen im Rahmen von Schulbau- und Schulbauförderungsrichtlinien sowie im mangelnden Erfahrungsaustausch zwischen Bildungspolitikern, Bildungsplanern, Entwerfenden und Nutzern.


„In der Verbesserung unseres Bildungssystems und einer dementsprechend wertigen und anspruchsvollen Gestaltung unserer Bildungsbauten sehe ich die zentrale Herausforderung unserer Gesellschaft im 21. Jahrhundert“, betonte Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. „„Baukultur braucht Bildung, und gute Bildung braucht genauso ausgezeichnete Schulbauten, die uns mehr Geld und Engagement wert sein müssen.“


Um den Dialog zwischen Lehrenden, Bildungspolitikern und Entwerfenden weiterzuentwickeln, hatte die Bundesstiftung Baukultur mit dem Forum Architektur der Stadt Wolfsburg am 4. April 2011 rund 50 Experten aus den Bundesländern Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu einem Netzwerktreffen nach Wolfsburg eingeladen. Anhand von Wolfsburger Projekten erläuterte Stadtbaurätin Monika Thomas Wolfsburger Beispiele für die Baukulturvermittlung in Schulen, für die Qualitätssicherung bei Schulsanierungen und Neubauten und für Schüler- und Lehrerbeteiligungsprozesse. „Wir brauchen für diese wichtige Aufgabe eine neue Planungskultur durch frühzeitige Einbindung aller Beteiligten, um uns von der ‚Einflurschule’ der Vergangenheit zu verabschieden“, ist Monika Thomas überzeugt.


Nach einleitenden Impulsen von Gert Kähler (Architekturkritiker und freier Publizist, Hamburg), Barbara Pampe (Technische Universität Stuttgart, Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen) und Stefan Albrecht (Constantin Entertainment GmbH zum Sat 1-Filmprojekt "Boris macht Schule") ging es nicht nur um beispielhafte Bauprojekte und die Frage, wie sich Qualitäten im Schulbau entwickeln und bewahren lassen, sondern auch um die städtebauliche Bedeutung. Wie wird Schule zum Impuls für ein Quartier? Wie kann persönliches Engagement für gute Bildungsorte entstehen?


Zudem diskutierte die Expertenrunde, wie baukulturelle Themen als Bestandteil der Bildung verstärkt in die Schullehrpläne Eingang finden könnten. Wie lassen sich inner- und außerschulische Angebote der Baukulturvermittlung schaffen? Dazu hatte die Bundesstiftung mit ihrem Förderverein, der Bundesarchitektenkammer und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz 2010 bereits die Netzwerkkampagne bauTraum durchgeführt und mehr als 500 Akteure und über 350 Aktivitäten auf der Plattform www.baut-raum.de zusammengebracht.


Die Ergebnisse des Netzwerktreffens „Baustelle Bildung“ sollen bis Ende Mai 2012 in einer Dokumentation zusammengefasst werden, die auf der Website der Bundesstiftung zur Verfügung gestellt wird. 

 

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© Lars Landmann

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