Öffentliche Diskussion in Leipzig über Verkehrskultur und ihre bauliche Übersetzung

Die Bundesstiftung Baukultur lädt in Kooperation mit der Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau, am 27. Juni zu BAUKULTUR_VOR_ORT in Leipzig ein. „Wie stadtgerecht ist verkehrsgerecht?“ ist die zentrale Fragestellung des ganztägigen Programms, bei dem die öffentliche Diskussion über Verkehrskultur und ihre bauliche Übersetzung in qualitative Straßenräume und Verkehrsbauten anhand aktueller Beispiele vor Ort im Fokus steht.

Programm
14 bis 18 Uhr: baukulTOUR, geführte Bustour zu ausgewählten Projekten in Leipzig
19 bis 21 Uhr: Vorträge mit Diskussionen, im Anker, Renftstraße 1, 04159 Leipzig
ganztägig: WANDERBAUSTELLE, performative Installation in Leipzigs Straßen

Eine Kooperation der Bundesstiftung Baukultur mit der Stadt Leipzig.


Die Verkehrsräume in unseren Städten sind in der Regel noch immer von der Vorstellung geprägt, die individuellen Verkehrsansprüche räumlich und funktional zu trennen, um die Geschwindigkeit für jeden Verkehrsteilnehmer zu optimieren. Bei der Gestaltung von Straßenräumen und Plätzen stehen in der Realität nur selten Aufenthaltsqualitäten, sondern oft Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Sicherheitsdenken im Vordergrund. Dabei sollte die Herausforderung, innerörtliche Straßenräume zu entwerfen und identitätsprägende Plätze zu gestalten, als eine ganzheitliche städtebauliche Aufgabe verstanden werden, die ein integriertes Vorgehen erfordert.


„Nur in seltenen Fällen wird durch den Bau von Verkehrsinfrastrukturen heute der Versuch unternommen, „Stadt zu schaffen“. Derartige Qualitäten müssen jedoch den baukulturellen Standard markieren, damit unsere Städte das Bewusstsein unserer Gesellschaft in seiner Vielfalt und Komplexität angemessen widerspiegeln“, fordert Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur.


Dass dabei nicht nur der Autoverkehr einer baukulturellen Entwicklung oft im Weg steht, sondern beispielsweise auch Straßenbahntrassen, veranschaulichen Planungen, die Standardisierungen und Förderrichtlinien gehorchen müssen, die sich allzu oft negativ auf die gestalterischen Qualitäten und damit auf die städtebauliche Integration auswirken.


„Das Thema einer stadtgerechten Abwicklung des Verkehrs für Fußgänger, Radfahrer, Nutzer des öffentlichen Verkehrs sowie Autofahrer gleichermaßen hat in der Stadt Leipzig eine hohe Priorität, was u.a. auch im bereits vor einigen Jahren aufgestellten Stadtentwicklungskonzept 'Verkehr und öffentlicher Raum' zum Ausdruck kommt", betont Martin zur Nedden, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig. "Dies gilt insbesondere für die Leipziger Magistralen wie die Georg-Schumann-Straße, für die – in Übereinstimmung mit den von Bund und Land gestellten Anforderungen für die Ausreichung von Fördermitteln – Konzepte zu entwickeln sind, die sowohl den Ansprüchen aller Verkehrsteilnehmer als auch gestalterischen Ansprüchen gerecht werden."


Die Bundesstiftung Baukultur nimmt dies zum Anlass, in Kooperation mit der Stadt Leipzig mit vielfältigen Programmpunkten eine öffentliche Debatte anzuregen:
Ganztägig wird die WANDERBAUSTELLE, eine performative Installation, die Vorfahrt des Verkehrsraumes in Leipzigs Straßen in Frage stellen. In rot-weißem Dresscode hilft sie Alten über die Straße, besetzt Verkehrsinseln und klaut der Straße Raum für temporäre Öffentlichkeiten (Konzept und Durchführung: KARO* Architekten). Die baukulTOUR führt mit dem Bus zu ausgewählten Projekten in Leipzig und lädt zum Gespräch mit Projektbeteiligten und Experten ein (in Zusammenarbeit mit Bertram Weisshaar, Atelier Latent; Start 14 Uhr Leipzig Hauptbahnhof Westausgang, Ziel 18 Uhr im Anker, Renftstraße 1, 04159 Leipzig). Die abendliche Diskussion von 19 bis 21 Uhr im Anker (Renftstraße 1, 04159 Leipzig) bringt unterschiedliche Positionen in einem öffentlichen Gespräch zusammen, um über Perspektiven für mehr Verkehrsbaukultur zu u.a. folgenden Fragestellungen zu diskutieren:

 

  • Wie können Stadträume aussehen, die unterschiedliche Verkehrsfunktionen und Nutzerbedürfnisse sowohl funktional als auch gestalterisch gut integrieren?
  • Welche Handlungsmöglichkeiten haben Städte und andere Akteure, Verkehrsräume als öffentliche Räume zu gestalten?
  • Wie können die Rahmenbedingungen für eine integrierte Entwicklung von Straßen als lebenswerte Orte unserer Städte verbessert werden?

Es diskutieren: Felix Huber (Bergische Universität, Wuppertal), Alfred Peter (Atelier Alfred Peter, Strasbourg), Hartmut H. Topp (R+T Topp, Huber-Erler, Hagedorn Darmstadt) und Martin zur Nedden (Bürgermeister und Beigeordneter der Stadt Leipzig), moderiert von Michael Braum (Bundesstiftung Baukultur).


„Statt Verkehr Stadt“ ist nicht nur die Forderung für BAUKULTUR_VOR_ORT in Leipzig, sondern auch das Motto, das die Bundesstiftung in 2011 mit noch zwei folgenden BAUKULTUR_VOR_ORT-Veranstaltungen und mit dem nächsten Konvent der Baukultur 2012 in das Zentrum ihrer Arbeit stellt. Mit allen Aktivitäten will die Stiftung eine bundesweite Debatte zu dem Thema Verkehrsbaukultur anstoßen, um ihre bauliche Qualität in Deutschland nach vorne zu bringen.

Nach oben