Rendite durch Baukultur Interview mit Reiner Nagel in competition

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Baukultur und Rendite – passt das zusammen? Unbedingt, sagen der Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur, Reiner Nagel und Prof. Dr. Guido Spars, Immobilienökonom an der Bergischen Universität Wuppertal, im competition-Interview. Wie Investoren, Bauträger und Bauherren davon überzeugt werden können, kann jetzt im Dossier „Was bringt Baukultur fürs Portemonnaie?“ in der aktuellen competition-Ausgabe nachgelesen werden. Im Gespräch spricht Reiner Nagel und Prof. Dr. Guido Spars, über die Möglichkeiten, Renditen durch Baukultur messbar zu machen, schlummernde Potenziale und was die Ess- der Baukultur voraus hat.

Nachfolgend finden Sie einen kleinen Auszug aus dem Interview. Das ganze Gespräch finden Sie in Ausgabe 16 von competition, dem Magazin für Architekten, Ingenieure und Bauherren.

Interview: Nicolai Blank, Chefredakteur von competition

Nicolai Blank: Herr Nagel, was haben Investoren und Projektentwickler mit der Kultur des Bauens zu tun?

Reiner Nagel: Sehr viel! Sie stecken im gesamten Kreislauf des Planens und Bauens mit drin, das fängt bei den Entwicklern an, geht über die Investoren bis hin zu den Bestandshaltern wie den großen Wohnungsgesellschaften. Ich nehme sie manchmal sogar als die wichtigsten Entscheider über Baukultur wahr.

Nicolai Blank: Herr Spars, ist Baukultur renditefähig?

Guido Spars: Ja, auf jeden Fall. Es gibt eine Baukultur, die vielleicht 5–10 Prozent der Gebäude betrifft. Bei denen verfolgen alle Beteiligten den Wunsch, Gebäude in hoher Qualität zu verwirklichen. Am Ende der Wertschöpfungskette steht ein Käufer oder Mieter, der das dann auch bezahlt. Diese Form von Baukulturfunktioniert und bringt eine Rendite. Daneben gibt es schlummernde Potenziale, zum Beispiel Leistungen oder Qualitäten, die Investoren oder Entwickler produzieren könnten, die ihnen aber nicht, oder höchstens zum Teil, über den Preis refinanziert werden. Eine bis ins letzte Detail qualitativ durchgeprägte Gebäudefassade etwa interessiert einen Investor nur insofern, als er die dafür notwendige Investition wieder reinbekommt. Bei den Prozessqualitäten ist das ähnlich. Da werden bestimmte Teile nicht refinanziert, also wird es unterlassen, obwohl hier ein großes Potenzial für Gesellschaft und Investoren liegt. Manches ist ein Wahrnehmungs- oder Messproblem. Wir tun immer so, als ob die Investoren wüssten, wie man wirtschaftet, aber viele tappsen im Dunkeln.

Reiner Nagel: Das kann ich bestätigen. Viele Unternehmer preisen keine zeitsparenden Prozessqualitäten ein, etwa, was es ihnen bringt, Akzeptanz für ein Projekt zu schaffen, oder ihren Reputationszuwachs bei Bürgern, Politik und Verwaltung. Wenn das mit betrachtet würde, dann würden sie sich stärker an baukulturellen Qualitätskriterien orientieren, weil sich das wirklich rechnet.

Guido Spars: Die Immobilienbranche arbeitet mit Werkzeugen, die betriebswirtschaftlich orientiert sind. Das führt zu einer verengten Sichtweise auf die Komplexität größerer Projekte, weil bestimmte volks- oder stadtwirtschaftliche Wirkungszusammenhänge erst mit der Erfahrung klar werden oder jenseits der Vorstellungswelt und Methoden der Branche liegen. Diese werden daher im Mainstream gar nicht spürbar, nicht reflektiert oder mit Verweis auf den Markt und den Preisdruck klein geredet.

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