Umbaukultur bringt´s: Baukulturwerkstatt in Bochum zeigt neue Chancen für den Bestand

© Stadtbaukultur NRW / Sebastian Becker
v.l.n.r.: Tim Rieniets (Geschäftsführer Stadtbaukultur NRW), Reiner Nagel (Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur), Thorsten Kock (Bez + Kock Architekten) , Gunther Adler (Staatssekretär im BMUB und Stiftungsratsvorsitzender) und Steven Sloane (Generalmusikdirektor Bochumer Symphoniker)

Umbauen ist oft herausfordernder als Neubauen, lohnt sich aber immer! Das hat die Baukulturwerkstatt „Umbaukultur“, eine Kooperation der Bundesstiftung Baukultur und der StadtBauKultur NRW, am 7. und 8. September in Bochum gezeigt. Die Ergebnisse der Veranstaltung nutzt die Stiftung für den kommenden Baukulturbericht 2018/19 zum Thema „Erbe – Bestand – Zukunft“, der sich mit Handlungsempfehlungen und guten Beispielen an politische Entscheider und Bauschaffende richtet.

„Umbaukultur ist so relevant wie nie, und wir befinden uns erst am Anfang“, resümiert Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. „Die klassische, ökonomische Lösung „Abriss-Neubau“ ist oft teurer als Investitionen in den Bestand. Und das Umbauen wird auch vor dem Hintergrund knapper Ressourcen an Bedeutung gewinnen. Nicht zuletzt eröffnen sich durch das Um-, An- und Weiterbauen auch neue Möglichkeiten für eine interessante, neue Architektursprache“.

Acht bundesweit ausgewählte Projekte zeigten in der Bochumer Baukulturwerkstatt beispielhaft, dass das Um- und Weiterbauen von Bestandsarchitekturen und –infrastrukturen einen lohnenswerten Eingriff bedeutet. Im Ergebnis erbrachte der Umbau jeweils eine deutliche Verbesserung der räumlichen Situation gegenüber der Ausgangslage mit Potenzial für die Baukultur und beteiligte Nutzer. 

„Umbauen ist nicht nur eine gestalterische Herausforderung, sondern auch ein stark emotionales Thema“, sagt Tim Rieniets, Geschäftsführer der StadtBauKultur NRW. „Menschen identifizieren sich mit ihrer gebauten Alltagsumwelt, viele fühlen sich selbst als Experten beim Umgang mit alter Gebäudesubstanz. Umbaukultur hat dadurch auch immer eine soziale Komponente und ermöglicht Teilhabe am Prozess des Umbauens.“

Namhafte Referentinnen und Referenten aus ganz Deutschland stellten ihre Projekte am Werkstatttag, dem 8. September, vor und diskutierten diese mit den rund 200 Teilnehmenden in offenen Werkstattrunden im Anneliese Brost Musikforum in Bochum nach der Begrüßung durch Gunther Adler (Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), Ulrich Burmeister (Gruppenleiter im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen) und Steven Sloane (Generalmusikdirektor Bochumer Symphoniker). Das Forum vereint die ehemalige Marienkirche mit zwei neuen Konzertsaal-Anbauten und wurde mit finanzieller Unterstützung und durch bürgerschaftliches Engagement der Bochumer ermöglicht. Die Bochumer Symphoniker erhielten 2016 durch den Umbau von Bez + Kock Architekten endlich eine neue Spielstätte mit ausgezeichneter gestalterischer und akustischer Qualität und im Herzen Bochums gelegen – "ein Magnet für die Musik und für die Kunst", so Steven Sloane, der sich im internationalen Wettbewerb auch mit weitaus größeren Konzerthäusern messen kann.

Wie vielfältig die Fragen sind, die sich beim Thema Umbaukultur stellen, zeigte die Bandbreite der vorgestellten Projekte: Sie befassten sich mit Fragen des Werts von Nachkriegsarchitektur und des Umgangs mit Denkmalen. Erforscht wurden ferner neue Wege der Nachverdichtung in Innenstädten und Chancen durch den Rückbau von Stellflächen. Außerdem ging es um neue Nutzungskonzepte für Kirchen und leerstehende Gebäude.

Durchaus emotional diskutierten die Teilnehmer der Werkstatt im Anschluss an die Projektpräsentationen. Dabei sei deutlich geworden, dass das Umbauen viele Unwägbarkeiten mit sich bringe und äußerst komplex sei, betonte Reiner Nagel. Diese Herausforderungen verlangten den Beteiligten Kreativität und Flexibilität ab, bereicherten aber meist das Gesamtresultat in seiner Ästhetik und Einzigartigkeit. „Der Lohn für die Anstrengungen gelebter Umbaukultur sind Projekte mit „Patina“, die mehrere Geschichten erzählen und zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vermitteln“, so Nagel. 

Als Abschluss der Baukulturwerkstatt fand eine Podiumsdiskussion in Kooperation mit dem Kulturradio WDR3 statt, die Jörg Biesler (WDR) moderierte, der auch die Gesamtmoderation hatte. „Wir bauen um! Wie Architekten den Wandel der Gesellschaft gestalten können“ wird am 22. Oktober um 19.04 Uhr im „WDR3 Forum – Kunst und Kultur im Diskurs“ ausgestrahlt.

Den Auftakt zur Baukulturwerkstatt bildete am 7. September eine Stadtführung zu aktuellen Beispielen der Bochumer Umbaukultur vor Ort, eine Live-Performance der Parkour-Künstler Sebastian Gies und Pablo Giese von URBANATIX sowie der Abendempfang mit Impulsbeiträgen in der Rotunde Bochum. Der denkmalgeschützte Backsteinbau des so genannten Katholikentagsbahnhofs, der ab 1949 nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs zunächst als Provisorium für den Hauptbahnhof diente, wurde erst in diesem Jahr nach dem Umbau als neuer Veranstaltungsort wieder eröffnet. 

Die Baukulturwerkstätten sind das zentrale Veranstaltungsformat der Bundesstiftung Baukultur, die hierfür mit unterschiedlichen Partnern kooperiert. Die daraus resultierenden Ergebnisse fließen in den Baukulturbericht ein, der als Statusbericht vor allem Handlungsempfehlungen für politische Entscheider und Bauschaffende formuliert. Der Baukulturbericht 2018/19 widmet sich dem Thema „Erbe – Bestand – Zukunft“. Einen kostenfreien Download des aktuellen Baukulturberichts 2016/17 „Stadt und Land“ finden Sie auf unserer Website.

Die nächste Baukulturwerkstatt findet am 21./22. November 2017 unter dem Titel "Infrastruktur.Innovation.Baukultur" gemeinsam mit der DB Netz AG und unter Mitwirkung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Frankfurt am Main statt. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie in Kürze hier.

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Weitere Impressionen der Veranstaltung finden Sie hier (im Reiter "Dokumentation")

Fotos: Stadtbaukultur NRW / Sebastian Becker

 

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