Von Schichten und Geschichten: Baukulturwerkstätten zum Thema „Erbe.Bestand.Zukunft“ erfolgreich gestartet

© Louisa Schwope für die Bundesstiftung Baukultur
Stadtspaziergang veranschaulicht historische Schichten der Stadt Mainz

Die Bundesstiftung Baukultur hat in Mainz am 10. und 11. Mai 2017 die erste Baukulturwerkstatt zum aktuellen Themenfeld „Erbe.Bestand.Zukunft“ veranstaltet. Mit diesem Fokus setzt die Bundesstiftung aktuell die Frage einer neuen Umbaukultur auf die Tagesordnung. In Mainz erforschten und diskutierten Architekten, Stadtplaner, -entwickler und interessierte Bürger „Historische Schichten der Stadt“ – bei Exkursionen durch die rheinland-pfälzische Hauptstadt und an offenen Werkstatttischen im Rathaus Mainz.

„Das bauliche Erbe zu bewahren und gleichzeitig weiterzuentwickeln ist eine anspruchsvolle und wichtige Aufgabe“, sagte die rheinland-pfälzische Bauministerin Doris Ahnen in ihrer Begrüßung im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz. „Gerade in einer Zeit, in der in attraktiven Städten wie etwa Mainz und Trier wieder viel gebaut wird, tragen qualifizierte Planungsprozesse und unsere baukulturellen Leitlinien dazu bei, immer einen guten Ausgleich zwischen den aktuellen Bedürfnissen im städtischen Bauen und der Bewahrung des historischen Erbes zu finden“, so Ahnen weiter.

In Impulsvorträgen stellten Referenten aus ganz Deutschland verschiedene Projekte vor – von der Umnutzung alter Kasernenflächen in Mannheim (Achim Judt, MWS Projektentwicklungsgesellschaft mbH, Mannheim) und dem Neubau des Gründerviertels in Lübeck (Iris Dilba, Stadt Lübeck) bis hin zu aktuellen Methoden der Bauforschung (Prof. Dr. Corinna Rohn, Hochschule RheinMain). Wie die Stadt Weimar ihr historisches Erbe als Kapital für den Tourismus nutzt, erläuterte Ulrike Köppel, Weimar GmbH. Prof. Petra Kahlfeldt skizzierte den Spannungsbogen „Konservieren versus Rekonstruieren“, der sich in der täglichen Planungsarbeit von Entwerfen und Konstruieren im Bestand ergibt. Thomas Metz, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, erläuterte die Bedeutung archäologischer Schichten für die Stadtplanung mit dem Prinzip des Palimpsests – die Stadt als Manuskript, das immer wieder überschrieben wird und dessen Schichten als kulturelles Gedächtnis fungieren. Wie diese Schichten in der Dresdner Neustadt aufeinanderprallen, legte Prof. Thomas Will, TU Dresden, in seinem Impulsreferat dar. Dr. Christoph Rauhut, Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK), zeigte auf, welche neuen Möglichkeiten der Denkmalschutz durch den digitalen Wandel erfährt.

Aufbauend auf den Impulsen konnten die Teilnehmer der Veranstaltung mit den Referenten anschließend an offenen Arbeitstischen konzentriert diskutieren und ihre Praxiserfahrungen einbringen. „Die Baukulturwerkstatt hat gezeigt, dass eine hohe Fachkompetenz beim Erkennen, Analysieren und Bewerten historischer Schichten nötig ist“, sagte Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. Es sei erforderlich, dieses Wissen noch stärker in die Projektentwicklung und Planung einzubinden – „und zwar schon in der Phase Null, also von Beginn an“. Historische Schichten können laut Nagel durchaus „inspirieren statt limitieren“ und einen neuen Blick auf das zu gestaltende Projekt ermöglichen. Insgesamt lasse sich einmal mehr festhalten: „Es geht nicht ohne eine kultivierte Debattenkultur.“

Die Baukulturwerkstätten sind das zentrale Veranstaltungs- und Arbeitsformat der Bundesstiftung Baukultur. Mit Impulsvorträgen und beispielgebenden Projekten bieten sie eine Plattform, auf der übertragbare Lösungsansätze vermittelt und diskutiert werden. Weitere Baukulturwerkstätten zum aktuellen Schwerpunkt-Thema „Erbe.Bestand.Zukunft“ plant die Bundesstiftung 2017/18 in Bochum, Frankfurt a.M. und Dessau. Die Ergebnisse dieser Veranstaltungsreihe fließen in den Baukulturbericht 2018/19 ein. Als offizieller Statusbericht zum Planen und Bauen in Deutschland gibt der Baukulturbericht alle zwei Jahre Auskunft zu aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen.

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