Worauf baut die Bildung?

Am 22. Juni 2010 hatten die Bundesstiftung Baukultur und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung zu ihrer Veranstaltung „Worauf baut die Bildung?“ in die Erika-Mann-Grundschule  in Berlin im Rahmen der Netzwerkkampagne bauTraum eingeladen. Rund 70 Interessierte aus den Bereichen Bildungspolitik, Medien, Planung und Pädagogik kamen im sozialen Brennpunkt des Stadtteils Wedding zu einer Debatte über Herausforderungen und Handlungsfelder für aktuelle Bildungsbauten zusammen. Es diskutierten mit Michael Braum (Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur) und Heike Kahl (Deutsche Kinder- und Jugendstiftung) u.a. Susanne Szepanski (Initiative Architektur und Schule, Hamburgische Architektenkammer), Gunnar Volkmann (Weis und Volkmann, Leipzig), Angret Zahradnik (Schulleiterin Sekundarschule Campus Technicus Bernburg) und Ulf Zietlow (Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalts).


Die Erika-Mann-Grundschule entwickelte sich durch das gemeinsame Engagement der Schulleiterin Karin Babbe und der Architektin Susanne Hofmann mit den baupiloten der TU Berlin nach dem Umbau des wilhelminischen Schulgebäudes zu einem Impulsgeber für das umgebende Quartier. Unter Beteiligung der Nutzer entstand eine fantasievolle Bildungslandschaft, die das strenge Gebäude zu einem atmosphärischen Ort für das Schul(er)leben verwandelte. „Wir lernen sogar auf den Fluren“, erzählte eine Vertreterin des Schülerparlamentes, das zum Start der Veranstaltung durch die Schule führte und die neuen Angebote, wie z.B. einen Chill-Room, eine großzügige Werkstatt, das Dormitorium oder die farbenfrohen Lernnischen für den Einzelunterricht, vorstellte. Das Schülerparlament hatte viele eigene Ideen in den Planungsprozess eingebracht, die die baupiloten in eine neue Schularchitektur übersetzten.


„Für gute Bildungsbauten sollten wir Verantwortungsgruppen zwischen Schulbehörden, Schulleitung, Planenden und Nutzern bilden“, unterstrich Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und Mitveranstalterin. „Wir müssen konkrete Wege für das „Wie“ der Umsetzung von engagierten Schulkonzepten finden, die Lebens- und Lernverhältnisse in pädagogischen Konzepten und qualitativen Schulbauten wieder zusammenführen.“


Darin sieht auch Michael Braum, Bundesstiftung Baukultur, eine wesentliche Voraussetzung für bessere Kindergärten und Schulen: "Lehrende und Lernende, Vertreter der Hochbauverwaltung sowie die Schulträger könnten in einer Baufamilie zusammenkommen. Im persönlichen Erfahrungsaustausch um Baukultur zu ringen, kann uns weiter bringen als vorgegebene Richtlinien formal zu erfüllen". 


Neben der Erika-Mann-Grundschule, Berlin lieferten das Martinszentrum Bernburg sowie die Internationale Schule in Köln weitere Good-Practice-Beispiele für die Diskussion. In drei Gesprächsrunden erörterten Planer und Nutzer unter der Moderation von Oliver Hamm (freier Autor, Redakteur, Kurator, Berlin) die Entstehungsprozesse und Qualitäten.


Das Martinszentrum, Bernburg reagierte auf die Schrumpfung der Stadt. Mit der Planung gelang es, Stadt und Kirchengemeinde zu beleben. Eingebettet in das Quartier, verfügen Grundschule, Kindergarten und Hort über einen gemeinsamen Lernraum, der auch für die Gemeinde nutzbar ist. Manfred Seifert, Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Dessau und Vertreter der kirchlichen Trägerschaft, und der Architekt Gunnar Volkmann, Weis & Volkmann, Leipzig, erörterten den Weg zum Ziel. „Baukultur gelingt nur mit mündigen Bauherren, die eine Haltung entwickeln“, kommentierte Gunnar Volkmann die gute Zusammenarbeit und seinen starken Gegenüber. Auch Manfred Seifert zeigte sich überzeugt von dem Planungsprozesses, in dem neben funktionalen und wirtschaftlichen Aspekten auch die Ästhetik als „bildender Wert“ eine tragende Rolle spielte.


Auch die Internationale Friedensschule, Köln wird in enger Zusammenarbeit zwischen Nutzer und Planer entwickelt, die die Schulleiterin Sabine Woggon-Schulz und der Architekt Christian Remes (plus+bauplanung, Neckartenzlingen) schilderten. In einem privat-öffentlichen Bauvorhaben wird in den nächsten Jahren ein Campus aus Kita mit Vorschule, Grundschule und weiterführender Schule mit gymnasialer Oberstufe abgeschlossen. Hier wurde die pädaogische Grundidee, eine Internationale Schule und ein mehrsprachiges Gymnasium zu kombinieren, in der Raum- und Freiflächengestaltung umgesetzt. 


Alle Projekte werden unter insgesamt fünfzehn bundesweit ausgewählten Bildungsbauten im ersten Band des Berichts der Baukultur der Bundesstiftung „Worauf baut die Bildung? – Fakten, Positionen, Beispiele“ ausführlich vorgestellt (Hg. Michael Braum, Oliver G. Hamm, Birkhäuser Verlag, April 2010).


Die Netzwerkkampagne bauTraum 2010 fasst erstmalig das Angebot von Aktivitäten zur Baukulturvermittlung für Kinder und Jugendliche auf einer bundesweiten Plattform zusammen. bauTraum ist eine Initiative der Bundesstiftung Baukultur, ihres Förderverein, der Bundesarchitektenkammer und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung. 
Ihren Abschluss findet bauTraum am 12. September 2010, dem „Tag des offenen Denkmals“, an dem alle bauTraum-Akteure aufgerufen sind, ihre Projekte der Öffentlichkeit vorzustellen. 


Bitte nennen Sie im Falle der Veröffentlichung folgenden Fotohinweise:
erika_mann_grundschule_Henriette_Bandulik_01.jpg/_02.jpg
Mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung; Fotos: Henriette Bandulik, Berlin
Erika_Mann_Grundschule_Petra_Steiner.jpg
© Bundesstiftung Baukultur / Foto: Petra Steiner

Nach oben